In besseren Zeiten war AI alias Artificial Intelligence alias Künstliche Intelligenz das Pseudonym für ein unermüdliches Streben nach besseren/intelligenteren Computern und Maschinen. Immer komplexere Aufgaben sollten sie lösen, in immer kürzerer Zeit. Dazu reichte es nicht, die Rechen- und Speicherleistung zu erhöhen. Es mussten neue Denk- und Lösungsmodelle gefunden werden. Jede Uni, jedes Labor oder jedes Institut hatte ein Projekt, welches die Maschine als perfekten Ersatz für den Menschen schaffen wollte. So ehrgeizig diese Pläne auch waren, ihr Ziel konnte nicht realisiert werden. Doch was kann getan werden, wenn eine Problemstellung nicht lösbar ist? Diese einfache Frage konnte nur einer beantworten. Ein einzelner Mann.
Messias der Massen
Von den einen wird er als Messias bezeichnet und von den anderen, als ein Vertreter Luzifers verteufelt. Gemeint ist nicht Bill Gates. Bill Gates hat sich durch seinen Rückzug aus dem aktiven Microsoft Geschäft und Spenden in Milliardenhöhe freigekauft. Die Aldi-Brüder sind auch aus dem Rennen (zumindest der eine). Gemeint ist ein Mann, der scheinbar schon von der Bühne der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwunden war. Einer, der völlig pragmatisch all seine Energie in eine Sache steckt. Maximaler Einsatz für maximalen Erfolg. Gemeint ist Steve Jobs. Gründer und Retter von Apple. Mit seinem I-vor allem, revolutionierte er die Computerbranche. Er erkannte frühzeitig, dass es nicht darum geht, Maschinen an Menschen anzupassen, sondern Menschen an Maschinen. Mit dem IPod war der erste Schritt getan. Trotz vieler Einschränkungen, oder gerade wegen diesen, wurde die kleine Musikkiste ein Erfolg, welcher scheinbar kaum noch zu toppen war. Die kleine Krachschachtel die das Hör- und Konsumverhalten veränderte, ist heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Schlechte Soundqualität, DRM und viele andere Einschränkungen wurden gesellschaftsfähig. Zweck dieser Einschränkungen war es, komplizierte Sachverhalte, wie zum Beispiel den Kopierschutz und die rechtlichen Fragen im Vorfeld schon abzufangen und vom User wie auch vom Musiclabel, fern zu halten. Ziel war es, dem User soviel Eigenständigkeit wie möglich zu nehmen. Frei nach dem Motto, was du nicht haben kannst, willst du auch nicht. Apple hat es perfekt verstanden, solche Restriktionen als Feature zu verkaufen! Werden solche Dogmen oft genug wiederholt, so werden sie irgendwann zur anerkannten Wahrheit. So ist es plötzlich super, wenn man sein mobiles Device nur noch an einem Rechner befüllen kann. So ist es „en Vogue“, wenn dies über nur eine Software geschehen kann. Wie steht es schon in der Bibel? „Du sollst keine Gottheit neben mir haben“, oder so ähnlich. Nachdem die Gehirne der Apple-Jünger von der Musik und die durch Elektronik beigemischten unterschwelligen Botschaften (Apple ist super, Apple kann alles, kauf Apple…) total weichgekocht worden waren, war der Weg geebnet für die nächste Stufe. Dem mobilen telefonieren muss der Garaus gemacht werden!
24 Stunden nutzbar
Ein Telefon, welches sich kaum zum telefonieren eignet und dennoch unglaubliche Kosten verursacht, durch Funktionen, die nie jemand benötigte. Selbstverständlich kann man das Telefon offiziell nur in einer Kirche, pardon in einem Geschäft kaufen (Du sollst doch keinen Gott neben dem einen haben). Wer das IPhone dann sein Eigen nennt, wird natürlich niemals schlecht über dessen Funktionalität reden; oder die Akkulaufzeit – maximal 24 Stunden bei normalen Nutzen der vielen Features; oder die Sprachqualität. Inzwischen gibt es die 4. Generation der Verdummungsmaschinen und alle kaufen, was das Zeug hält. Zum Glück stellt Apple Firmware-Updates bereit, die die Hardware immer wieder auf die neuen Funktionen upgraded. Steve ist natürlich so schlau und bremst die Hardware so aus, das es keinen Spaß mehr macht, diese alten Geräte zu nutzen. Bestes Beispiel Iphone 3G: Wer es auf IOS 4 upgegraded und die Frechheit besitzt, auch noch über einen Jailbreak das Multitasking freizuschalten, wird mit einem nicht nutzbaren ultralangsamen Stück Metallplastik bestraft. Mit dem alten Iphone-Betriebssystem 3.x und dem Proswitcher funktionierte Multitasking um Klassen besser und komfortabler, als in der aktuellen Apple-Orignal-Software. Also besser das neue IPhone kaufen. Dank schnelleren Prozessors funktioniert dann das Multitasking und viele andere neue Features, die ein unbedingtes „Must have“ sind, wieder einwandfrei. Wer sich auf den einzigen Gott in der Telefon- und Tarif-Welt einlässt, der freut sich auch über die vielen Einschränkungen, die von den Engeln, in Form der Telekom verkündet werden. Tethering, Messenger Voicebox und und und dürfen nicht oder nur gegen Aufpreis genutzt werden. Zum Glück sind das ja keine Einschränkungen sondern dienen nur dem Wohl des Users.
Der Retter der Buchbranche
Um die letzten Ungläubigen noch zu überzeugen, zauberte Guru Steve dann das IPad aus der Tasche. Ebook-Reader schrien alle. Videoplayer riefen die anderen. Surfmaschine klang es aus der einen oder anderen Ecke. Als Retter der kränkelnden Buchbranche wurde der allmächtige Steve gefeiert. Die Verleger warfen sich ihm an den Hals und freuten sich über neue Absatzmärkte. Scheinbar sind die Entscheider der Verlage ein wenig Ver-I-blödet. Die Technik des IPads, insbesondere der Screen, schließt eine intensive Nutzung als Reader aus. Alle Argumente die jahrelang gegen die Verwendung von TFT, LCD und sonstigen hinterleuchteten Bildschirmen sprachen, waren vergessen. Keiner möchte hier behaupten, dass die Qualität des IPad- Screens schlecht wäre. Er ist einfach nur nicht gut für die Augen beim Lesen. Besonders lustig: Das extrem stark spiegelnde Display macht ein Lesen oder die Benutzung als Videoplayer, Ebookreader oder Gameboy-Ersatz im Freien bei Sonne unmöglich. Kein spielen, Filme schauen, lesen oder surfen am Pool oder im Garten möglich. Ich jedenfalls nutze meinen Reader mit E-Ink bei 40 Grad in der prallen Sonne und kann meine Bücher in perfekter Qualität ohne Spiegelungen lesen.
Der Klingelbeutel von Steve füllt sich.
Es stellt sich die Frage: Was mache ich mit einem mobilen Device was ich nur in geschlossenen Räumen nutzen kann? Wie mobil ist man dann noch? Es ist mir unverständlich, wie die Verlagsverantwortlichen so etwas übersehen können. Es ist mir auch unverständlich, wieso für ein Ebook, ohne physischen Gegenwert der gleiche Preis wie für ein Papierbuch verlangt wird. Es ist auch unverständlich, wieso nicht alle Bücher verfügbar sind? Ich unterstelle einfach, das 99% aller Publikationen auf elektronischem Wege erstellt werden. Ob nun ein Ebook oder ein Postscript (für den Druck) am Ende des Produktionsworkflows steht, sollte kaum einen Unterschied machen. Selbstverständlich lässt sich das IPad, wie alle anderen I-ngeschränkten Devices, nur über Apple ITunes mit Content befüllen. Der Einkauf über den App-Store oder ITunes füllt also den Klingelbeutel unseres Gottes Steve permanent.
Fazit: Wer objektiv vergleicht, der wird feststellen, dass der Mythos Apple hauptsächlich durch schickes Design und I-nschränkungen definiert ist. Getreu dem Türsteher-Motto: „Du kommst hier nicht rein“ wird alles, was der Gottheit Steve nicht in den Psalm passt, ausgeschlossen. Besonders anfällig für die Paradigmen von Apple sind unsere hochbezahlten Marketing-Fachleute. Diese feiern sich eigentlich nur noch selbst und definieren sich über ihre IGadgets. Wer kein IDevice hat, gehört einfach nicht dazu. Ebenso wer keine Brille mit schwarzem Kunststoffgestell hat, keinen schwarzen Anzug und keinen VW oder Mercedes. Ebenfalls ohne Status Quo sind Marketiers, die sich weigern „Buzzwords“ zu nutzen und dem ganzen Socialmedia, Web 2.0 und sonstigen Hypes, kritisch gegenüberstehen.
Aus dem Bestreben, das Leben besser und die Maschinen mit Artifical Intellegence besser zu machen, ist genau das Gegenteil geworden. Kritisches Hinterfragen und objektiver Umgang mit Informationen, ist der neuen Bedeutung des Wortes AI gewichen: Apple Idiots. Einer führt, alle anderen folgen. Keiner möchte mehr die Maschinen besser und intelligenter machen um Menschen zu unterstützen. Lieber den Menschen einschränken. Das ist die neue Aufgabe der AI. Besonders in der Apple verliebten Medienbranche macht sich eine selbstgefällige Lustlosigkeit an der Objektivität breit. Sobald einer der Ihren etwas verlautbaren lässt, plappern die anderen nach, was Sekunden vorher konsumiert worden ist. Durch besonders I-nfache Bedienung, dank „weiterleiten“, „retweet“ oder „Gefällt mir“-Button kann man gezielt Informationen ohne Aufwand von seinem IDevice absetzen
So entstehen Wahrheiten, Trends und Hypes.
PS: Natürlich bin ich als ordentlicher Medienschaffender im Besitz fast aller IDevices. Wenn ich ehrlich bin, überzeugt mich das Design so sehr, dass ich mit den Einschränkungen fast leben kann. Aber nur fast….
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.