Lachen oder weinen?

Was war, was ist, was wird?

Lachen oder weinen?Jetzt sitze ich hier und überlege, was ich „Über mich“ schreiben könnte. Leider, oder Gott sei Dank blieben mir geistige Ergüsse, wie Einsteins E=mc2 oder die Findung der Frage, auf welche die Antwort „42“ ist, erspart. Auch ist es mir nicht gelungen, den Weltfrieden herbei zu führen. Doch im Rahmen der Möglichkeiten, die sich einem 1968-geborenen, von einer alleinerziehenden Mutter indoktrinierten Bengel aus Moers bieten, bin ich im Rückblick auf mein bisheriges Leben recht zufrieden.

Die angeborene Bauernschläue nutzend, ist es mir gelungen, die zehn Pflichtschuljahre ohne Verzögerungen oder besondere Auffälligkeiten zu absolvieren. Sehr gut oder schlecht ist mir der ein oder andere Lehrkörper in Erinnerung geblieben. So bin ich bis heute von meiner damaligen Klassenlehrerin, Frau Kluge, beeindruckt.
Voller Idealismus versuchte sie mir die Hauptfächer nahezubringen. Bis auf Mathe ist ihr das auch recht gut gelungen. Vielleicht sollte ich mich hier noch für die ganzen Unzulänglichkeiten meines damaligen Intellekts entschuldigen: „Liebe Frau Kluge, es tut mir leid, dass ich so ein Blödmann war, doch ich wusste es nicht besser.“

Schulabschluss

Nachdem die Hürde eines halbwegs anständigen Schulabschlusses genommen war, entschloss ich mich, ein steuerzahlendes, produktives Mitglied unserer Gesellschaft zu werden. Die Wahl fiel leicht: viel Geld, viel Geld und viel Geld, waren die Kriterien, nach denen ich meine Ausbildung aussuchte. Es sollte ein Beruf sein, der Deutschland zum Wirtschaftswunder führte und großes Ansehen genoss. Arzt oder Chirurg schlossen sich unter anderem wegen der langen Ausbildung und den abstoßenden Arbeitszeiten aus (böse Zungen behaupten, meine schulischen Leistungen waren nicht ausreichend). Es blieb nur noch eins: königlich preußischer Grubenbeamter oder im Sprachgebrauch des Mobs: Bergmann. Nachdem ich drei Jahre lang Frondienste im Vorzeigebergwerk Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort geleistet hatte, wurde mir die Ehre zuteil, mich endlich „Hauer“ nennen zu dürfen. Ich arbeitete und arbeitete und das Geld kam und ging. Immer bewusster drangen Lebensweisheiten meiner Mutter und anderer erwachsener Menschen in mein bis zum Bersten gefülltes Hirn. Hängengeblieben sind Sprüche wie: Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Du kommst auf die Hilfsschule! (Entschuldigung, heute heißt es wohl: “Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt). Du lernst fürs Leben und nicht für mich! Ich könnte wohl noch einige Sprüche mehr zitieren, welche mich in jungen Jahren bis zur Weißglut brachten. Ich denke, diese hier sind exemplarisch und stellen einen guten Querschnitt dar. Heute sehe ich vieles anders. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich bei einem guten Whisky in stillschweigender Zustimmung übe.

Nach einem dreitägigen Intermezzo bei der „schnellen Truppe“ musste ich feststellen, dass diese Ansammlung von Zivilversagern und Ja-Sagern nichts für mich ist. (Liebe Berufssoldaten, entschuldigt, sicherlich gibt es Ausnahmen, die ich in der kurzen Zeit nicht kennenlernen durfte). Nachdem ich dann den Zivildienst im technischen Bereich eines Krankenhauses als „Facilitymanager“ absolviert hatte und in mein altes Leben als „Pütti“ zurückkehren musste, wuchsen Zweifel bezüglich der Zukunftsaussichten und der vorherigen Berufswahl. Meine damalige Lebensabschnittsgefährtin und heutige Frau unterstützte mich bei der Entscheidungsfindung und motivierte mich nochmals, von vorne zu beginnen. Voller Enthusiasmus stürzte ich mich in eine Qualifizierungsmaßnahme zum Bild-Text-Integrationsfachmann. Jetzt heißt dieser Beruf völlig ideenlos „Mediengestalter der Fachrichtung xxxx“ Mit erfolgreichem Abschluss in den 90er Jahren, war es mir vergönnt, meine Wenigkeit für den größten Kamin- und Kachelofenhersteller beruflich einsetzen zu dürfen.

Buch der Lebensweisheiten

Bis dato erfreut sich mein Arbeitgeber über meine Mitarbeit. Die Aufgabengebiete haben sich immer wieder entwickelt und geändert. Vom Setzen der Anzeigen, über das retuschieren und fotografieren der Bilder bis zur Erstellung des Webauftritts und dem Versorgen von Redakteuren mit den neuesten Neuigkeiten aus den katalytischen Geheimlabors der Firma, obliegt es mir, das Unternehmen entsprechend zu präsentieren. Um an dieser Stelle wieder auf die Weisheiten des Lebens zurückzukommen: „Man lernt nie aus“. Autodidaktisch geht es weiter und weiter in die unendlichen Weiten des Wissens. Ein wenig Wehmut überkommt mich, wenn ich bedenke, dass ich keine Gelegenheit mehr haben werde, mit meinem alten Physiklehrer über die speziellen Relativitätstheorien zu sprechen. An dieser Stelle sei angemerkt „Menschen ändern sich“ (aus dem Buch der Lebensweisheiten). Neben dem Beruflichen, welches ich hier grob, aber dennoch erschöpfend dargestellt habe, ist es mir gelungen, eine Frau fürs Leben zu finden. Eine, die mich, ohne Sinn oder Unsinn zu hinterfragen, unterstützt und dies selbst nach 20 Jahren noch tut. Sportlich gesehen bin ich wieder beim Mountainbike, wie schon in der Mitte der Achtziger, gelandet. Zusätzlich fröne ich noch dem „Alt-Herren-Sport“: Running, Joggen, Laufen oder wie auch immer…

Fazit: Fast vierzig Jahre Leben auf einem Blatt Papier. Erschütternd, wie wenig Platz für weltbewegendes in jedem Einzelnen von uns steckt. Dem Einen ist mehr vergönnt, als dem Anderen. Doch in der Summe ist das Erzielte beeindruckend. Resümierend würde ich jedoch wenig anders machen. Man sollte irgendwann zufrieden mit dem Erreichten sein, ohne seine Träume aus den Augen zu verlieren. Diese sollten jedoch realistisch sein und nicht Leistungsdruck und Verzweiflung durch Unerfüllbarkeit erzeugen. Sich Selbst und seiner Linie treu bleiben, ist das, was ich bis jetzt aus meinem Leben gelernt habe …


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